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BUND BREMEN KAUFT DIE
DÜLMENER STUTEN „NENA“ UND „BIANCA“
Mit der Beweidung des 100 Jahre alten
Sandspülfeldes im NSG Werderland wurde
2017 begonnen und nun hat das Projekt
mit den Dülmener Stuten zwei neue
„Landschaftspfleger“ dazubekommen. Mit
der Einrichtung einer sogenannten „Halboffenen
Weidelandschaft“ sollen die Wertigkeiten
dieses seltenen Sandlebensraum
erhalten und in Bezug auf die Artenvielfalt
aufgewertet werden.
Halboffene Weidelandschaft
Vor einigen Jahren entstand die Idee auf
dem alten Sandspülfeld Mittelsbüren im
Werderland, Nähe „Moorlosen Kirche“
ein Beweidungsprojekt zu initiieren. Eine
Fläche von ca. 25 Hektar wurde vollständig
eingezäunt und mit wenigen Weidetieren
bestellt. So werden Landschaftsräume
geschaffen bzw. erhalten, die durch
große, offene Bereiche, aber auch durch
Gehölze, Büsche sowie strukturreichen
Fluren charakterisiert sind. Rinder und
Pferde als Pflanzenfresser sollen den Job
des „Landschaftspflegers“ übernehmen.
Im Jahr 2017 war es dann so weit
Ein landwirtschaftlicher Betrieb aus Niederbüren
konnte als zuverlässiger Kooperationspartner
gewonnen werden, der
Landwirt pachtet und betreibt die Flächen
in enger Abstimmung mit dem BUND und
Umweltbehörde und stellte zunächst seine
Rinder für die extensive Beweidung zur
Verfügung. Finanziert durch den Senator
für Umwelt, Bau und Verkehr (SUBV) und
umgesetzt von der haneg (Hanseatische
Naturentwicklung GmbH) konnte eine stabile,
technisch moderne Weidezaunanlage
aufgestellt werden. Weitere Grundstückseigentümer
und Jagpächter auf dem Spülfeld
wurden eng in den Planungs- und Realisierungsprozess
eingebunden.
Warum das Ganze?
Das zwischen den Jahren 1925 und 1935
mit Wesersanden aufgespülte Spülfeld
Mittelsbüren unterlag seitdem unterschiedlicher
Nutzungen. Noch vorhandene
Fundament- und Mauerreste zeugen
von ehemaligen Flakstellungen im zweiten
Weltkrieg und Flüchtlingsbaracken in
der Nachkriegszeit. Große Teile des Spülfeldes
wurden mit bindigem Oberboden
überdeckt, um Sandverwehungen zu unterbinden.
So sind Teile des Spülfeldes
immer offen gehalten worden oder im
Rahmen von Kompensationsmaßnahmen
als Sandmagerrasenlebensräume hergestellt
worden.
Die an vielen Stellen offenen Sandflächen
bilden einen Ersatzlebensraum für stark
gefährdete Arten und Lebensgemeinschaften
der Binnendünen. Diese sogenannten
Magerrasen sind als wertvoller
Lebensraum insbesondere für Flechten,
Heuschrecken (z. B. Blauflüglige Ödlandschrecke,
Langfühler-Dornschecke), seltene
Laufkäferarten und Tagfalter zu erwähnen.
Außerdem erfüllen die Sandflächen
aufgrund ihrer Nachbarschaft zu Stillgewässern
wichtige Teillebensraumfunktionen
für die Amphibienarten Kreuz- und
Knoblauchkröte. Die durch Gehölze geprägten
Teile des Spülfeldes weisen neben
Zielarten wie Nachtigall auch den
Neuntöter auf. Das Spülfeld Mittelsbüren
ist somit das zoologisch wertvollste Sandspülfeld
in Bremen.
Warum Pferde und Rinder?
Pferde und Rinder haben unterschiedliches
Fress- und Sozialverhalten und ergänzen
sich sehr gut in einem solchen
Projekt. Die Rinder fressen Gras und
Kräuter und schaffen durch den Tritt immer
wieder offene Sandstrukturen. Das
machen die Pferde auch, aber sie verbeißen
auch gerne Rinde von Bäumen und
Büschen und sorgen dafür, dass die Gehölze
nicht zu stark zunehmen.
Da die Tiere ganzjährig auf den Flächen
bleiben sollen, eignen sich alte robuste
Haustierrassen besonders gut für eine
solche Haltungsform.
Nena und Bianca
Auf dem Hof Tütsberg in Schneverdingen
werden Dülmener Pferde gezüchtet und
für die Offenhaltung der Lüneburger
Heide eingesetzt. Von hier stammen
die beiden Stuten „Nena“ und „Bianca“.
Die Pferde wurden über Spendengelder
finanziert.
Neben dem Naturschutz, wird mit dem
Aufbau einer kleinen Herde Dülmener
auch ein Beitrag geleistet, eine bedrohte
Haustierrasse zu sichern, denn beide Stuten
waren vor ihrer Ankunft noch beim
Hengst „Findus“ und wir hoffen im Frühjahr
auf Pferdenachwuchs.
KONTAKT
BUND Landesverband Bremen
Birgit Olbrich
Am Dobben 44
28203 Bremen
birgit.obrich@bund-bremen.net
FREIZEIT UND KULTUR
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