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verheiratet war. Auf der Fläche hat einmal
die Kapelle des heiligen Magnus gestanden,
später dann ein Sommersitz des Bremer
Bischofs und wiederum später die
Schule der St. Magnuser. Diese ließ der
Baron an der heutigen Richthofenstraße
neu bauen; genau so musste er bei den
Erweiterungen der Knoopschen Besitzungen
auch mehrere Bauern- und Siedlungshäuser
Richtung Norden verlagern.
Der Entwurf für Haus Schotteck entstand
aus einem Wettbewerb unter Berliner
Architekten; Herrenhaus und Wirtschaftsgebäude
waren auf Wunsch des Bauherren
G. Wolde, getrennt anzuordnen. Leider
ist diese Gliederung wegen späterer
Ergänzungen nicht mehr so gut zu erkennen.
Auch der kleine Spitzturm über dem
Eingang wurde nach einem Sturmschaden
nicht mehr wieder aufgesetzt. Dennoch
ist Haus Schotteck auch heute noch ein
stattliches Gebäude im historistischen Stil.
Ca. 2008 hatte man damit begonnen, in
das lange leer stehende Gebäude Eigentumswohnungen
einzubauen: exklusives
Wohnen im Park!
Georg Wolde war ins Bankgeschäft seines
Vaters eingetreten, der sich selbst schon
einige Jahre früher (1864) , einen Landsitz
in St. Magnus errichtet hatte: das heute
noch fast original erhaltene Haus Blumenkamp,
heute ein Kindergarten. Die Nähe
zu den Knoops wird auch zu der Heirat
mit Baroness Adele Knoop beigetragen
haben. Adele selbst hat für die Nachkommen
„Erinnerungsbilder“ aus dem Leben
von Ludwig Knoop aufgezeichnet. Diese
Aufzeichnungen von 1928 sind erhalten
und die wichtigste Quelle für alle, die sich
mit dem Leben und den Geschäften des
„Patriarchen“ beschäftigen.
Auch bei Haus Schotteck gibt es ein
Pförtner- und Kutscherhaus, im Stil passend
zum Herrenhaus, gut erhalten und
sensibel für mehrere kleine Wohnungen
umgebaut. Der Garten hat besonders
schöne Nadelbäume und ein Rosarium
an der Straße. Der Hang hinunter zur
Lesum, mit Eichen und Tulpenbäumen, ist
ein schönes Beispiel für die Gartenlandschaft
entlang des Brommy-Weges; es
wird sogar angenommen, dass der Gartenkünstler
Benque in Schotteck noch
mitgewirkt hat.
Die dritte „Töchterresidenz“ war ein großes
Haus im Niedersächsischen Heimatstil,
das für Baroness Emilie Knoop, die
jüngste der Töchter, die Willy Kulenkampff
im Jahr 1880 geheiratet hatte. Er
war Teilhaber und später Geschäftsinhaber
der Firma Gebr. Knoop, die ein Vorfahre
der Knoops gegründet hatte. Die Fa.
blieb bis 1941 in Familienbesitz; man handelte
v. a. mit Tabak, insbesondere mit den
skandinavischen Ländern. Architekt des
Hauses war Eduard Gildemeister, der
Entwurf des Gartens stammte ebenfalls
von W. Benque. Somit treffen hier lauter
berühmte Bremer Namen zusammen!
Der Landsitz von 1897, der sich auf der
Nordseite der Bahn befunden hatte, wurde
nach „Kränholm“ benannt, einer Insel
in der Narwa/Estland: dort hatte Ludwig
Knoop ab 1857 die damals größte und
modernste Textilfabrik Europas errichtet.
Die Fabrik wurde nach der russischen Revolution
und während sowjetischen Besatzung
Estlands nach 1945 heruntergewirtschaftet:
sie ist heute eine riesige Ruine!
Haus Kränholm musste dem Ausbau der
B 74, heute A 270, weichen und wurde
1971 an der heutigen Stelle fragmentarisch
wieder aufgebaut; das steinerne Untergeschoss
ist verschwunden, aber der
mächtige geschnitzte Eichenbogen zur
ehem. Diele blieb erhalten.
Das Haus Kränholm ist heute zusammen
mit dem noch älteren Gärtnerhaus von
Baron Knoop ein beliebtes Restaurant und
Café mit vielen kulturellen Veranstaltungen
und privaten Festlichkeiten. Es ist ein
Haus Kränholm heute, Treffpunkt für Spaziergänge
in Knoops Park
attraktiver Ausgangs- oder Endpunkt für
Spaziergänge in Knoops Park geworden.
Es gibt viel zu erzählen, über den Baron,
seine Töchter, seine Nachfahren; dies soll
ein Beitrag dazu sein, die Landschaft
an der Lesum in ihren geschichtlichen
und gesellschaftlichen Zusammenhängen
noch intensiver zu erleben, nach der Devise
aller Heimatforscher und Stadtführer:
wer etwas weiss, kann mehr sehen!
Anmerkung: Der Begriff „Töchterresidenzen“
stammt aus div. Denkmalbeschreibungen
des Landesamtes für
Denkmalpflege, Bremen.
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Ch. Steuer
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