FREIZEIT UND KULTUR
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Der Knoops Park liegt im Ortsteil St. Magnus.
Seine Entstehung verdanken wir dem
Baron Ludwig Knoop und dem von ihm
beauftragten Gartenarchitekten Wilhelm
Benque, der auch den Bürgerpark in Bremen
gestaltet hat.
Neben der landschaftlichen Schönheit ist
der Park auch durch die Familiengeschichte
der Knoops geprägt, die viele Spuren
im Park hinterlassen haben. Der Förderverein
Knoops Park e. V. hat sich neben
seinem Beitrag zur Pflege und Entwicklung
des Parks auch zum Ziel gesetzt, an
die ursprünglichen Bewohner der Häuser
und Gärten zu erinnern:
L. Knoop war in Bremen geboren und in
Russland als Kaufmann und Textil-Industrieller
zu Ruhm und Reichtum gelangt. Den
erblichen Baronstitel erhielt er 1877 von
Zar Alexander II. Ludwig Knoop hatte mit
seiner Frau Louise, geb. Hoyer, drei Söhne
und drei Töchter, die alle in der Zeit vom
1844 bis 1858 in Moskau geboren wurden.
Bereits 1860 entstand bei den Knoops
der Wunsch, in die Umgebung von Bremen
zurückzukehren, wo sie zunächst
die Sommerzeit in einem Landhaus in St.
Magnus verbrachten. An der gleichen
Stelle baute Ludwig Knoop dann sein
Schloss Mühlenthal , in das man 1871 einzog.
Es war so groß ausgelegt, dass darin
anfangs nicht nur seine Kinder, sondern
dann auch deren Familien unterkommen
konnten. Knoop selbst war anfangs die
meiste Zeit in Russland und leitete die
Geschäfte, die er später an zwei seiner
Söhne, Theodor und Andreas, abgab; der
dritte Sohn, Johannes, war in London für
die Firma tätig. Somit waren es vor allem
die drei Töchter, Louise, Adele und Emilie,
die mit der Hilfe ihres Vaters für die weitere
Entwicklung auf dem hohen Ufer der
Lesum sorgten.
Die Hochzeiten der jungen Damen fanden
alle auf „Mühlenthal“ statt; bevor das
Schloss gebaut war feierte man in den
schon fertiggestellten Gewächshäusern.
Die Töchter wohnten zunächst in Bremen
und fuhren zu Besuchen und in den Ferien
hinauf nach St. Magnus. Erst als es der
Mutter und Großmutter zu viel wurde,
beschloss man, dass die Familien der
Töchter in unmittelbarer Nachbarschaft
zum Schloss Mühlenthal Grundstücke
und Häuser bekommen sollten. Vater
Ludwig kümmerte sich darum; man geht
heute davon aus, dass er die Flächen , und
vielleicht auch die Gebäude, seinen Töchtern
geschenkt hat. Ab 1877 konnten sie
sich „Baronessen“ nennen.
Als erste „Töchterresidenz“ wurden die
sog. Albrechtsburg (1882) und die schönen
Torhäuser an der Straße für die
Tochter Louise, die 1864 George Albrecht
geheiratet hatte, errichtet. Das Haus in
neubarockem Stil wurde an der Kante zur
Lesum gebaut; davon ist heute nur eine
Terrasse auf einer Grotte, ein Weg und
eine Stützmauer aus Backstein erhalten:
daran waren früher Gewächshäuser angelehnt.
Die Torhäuser im sogenannten Schweizer
Stil, sind erhalten; sie stehen als Einzelbauten
unter Denkmalschutz und bilden
heute den Haupteingang zum Park.
Das westliche Gebäude war das Hofmeierhaus,
die gegenüberliegenden waren
Pförtnerwohnung, Pferdestall und ein
reich verzierter Wasserturm. Das gesamte
Ensemble ist, gemäß der Beurteilung
der Denkmalpflege, mit seiner malerischen
Gestaltung ein Zeugnis der großbürgerlichen
Landsitzkultur an der Lesum.
Die Villa selbst musste in den 1950er Jahren
einem Schwestern-Wohnheim weichen,
welches wiederum 2016 abgerissen
wurde, weil keiner es mehr nutzen konnte
und es nicht mehr in den Park passte.
George Albrecht, der Schwiegersohn von
Ludwig Knoop, war Teilhaber eines alteingesessenen
Handelshauses, Konsul und
u. a. Mitbegründer der Bremer Wollkämmerei
(BWK) in Blumenthal. Die Nachkommen
von Louise und George Albrecht
waren bedeutende Baumwollhändler,
Ärzte, Musiker und Politiker. Noch heute
hat die Fa. Albrecht/Müller-Pearse ihren
Sitz in der Bremer Baumwollbörse.
Die zweite „Töchterresidenz“ ist das Herrenhaus
„Schotteck“ (1893) für die Tochter
Adele, die seit 1872 mit Georg Wolde
DER KNOOPS PARK
»»„Töchterresidenzen“
Familientreffen mit Bootspartie auf dem Teich mit
Grotte, im Hintergrund: Schloss Mühlenthal, Gemälde
von C. Lasch, 1875
Östliches Torhaus der Albrechtsburg mit dahinter
liegendem Wasserturm.